Samstag, 6. September 2008

Gefangen

Eine gebrochene Gestalt liegt unter dem Baum. Sie nutzt die paar Zentimeter Schatten die dieser ihr zum Schutz vor der brennenden Sonne bietet. Sie hat aufgegeben zu klagen, zu rufen oder zu schreien - es wäre nur unnötige Kraftverschwendung. Und die Kraft, die braucht sie, um das alles durchstehen zu können. Nun hört auch sie ihr Kind. Es klagt, ruft und schreit - nach der Mutter, nach Zuneigung und Freiheit. Aber sie kann nichts machen, der Baum ist ihr Wärter und hält sie an der Kette. Ihr Kind und sie trennt ein halber Wald, während die Kette ihr nicht mal gewährt bis zum nächsten Baum zu schleichen.
Am Abend kommt ihr 'Herr' und bringt ihr das Essen. Es ist gut und zudem genug, aber etwas mehr Wasser, um den nächsten Tag nicht dursten zu müssen, wünschte sie sich. Denoch freut sie sich über die Mahlzeit und den kurzen Augenblick der Beachtung.
Mit der einbrechenden Dunkelheit beginnt ihre Stunde. Über den Tag hat sie geruht und nun ist es Zeit die aufgesparte Energie frei zu lassen.
So fängt sie an zu rufen und zu schreien - nur klagen tut sie nicht. Sie kläfft und bellt. Möge man sie noch im Nachbarort, im ganzten Land oder auf der gesamten Welt hören.
Doch niemand scheint sie zu verstehen. Keiner kommt um sie zu retten.
Sie, die kleine Hündin unter dem großen Baum.


Diese kleine Geschichte schrieb ich mitten in der Nacht während des Gebells eben dieser Hündin. Griechenland ist ein wundervolles Land, doch die Art, wie die Griechen ihre Haustiere behandeln, könnte mir jeden Urlaub verderben. Ich sehe sehr wohl einen Unterschied zwischen einem Tier und einem Objekt - ein Hund kann man meiner Meinung nach nicht wie einen Esstisch behandeln!
Aber wie kann man dies einem Menschen zu verstehen geben, der es nie anders kennengelernt hat. In diesem Punkt müssen die Griechen noch viel lernen!

Danke fürs lesen,

Tim

Keine Kommentare:

Archiv